Züchter des Bosnischen Pferdes e. V.

Das  BOSNISCHE GEBIRGSPFERD – liebenswertes Reit-, Trag- und Lasttier

Das Bosnische Gebirgspferd gilt als sogenannte autochthone Pferderasse. Das bedeutet, es ist nachweislich seit ca. 2600 Jahren im ehemaligen Jugoslawien (Bosnien und Herzogowina) beheimatet und stammt, neueren wissenschaftlichen Untersuchungen an Knochenfunden zufolge, vom südrussischen Wildpferd Tarpan ab.

Das bosnische Gebirgspferd stand viele Jahrhunderte unter dem Einfluss verschiedener orientalischer Pferderassen, besonders arabischer Pferde, so dass im Laufe der Zeit eine Veränderung der dargestellten Urformen hervorgerufen wurde.  Das Pferd erfuhr zwangsläufig eine gewisse Typveränderung, so dass der Typus des ursprünglichen Gebirgspferdes und besonders des Schwerlastträgers  im schweren Gelände zu verschwinden begann. Deshalb wurde in der Landespferdezucht die Verwendung der Araber auf ein Minimum begrenzt, und nur noch typische Gebirgshengste zur Körung zugelassen. So konnten sich schon drei Jahrzehnte später schwere Lastträger herauskristallisieren, die dann auch in der weiteren züchterischen Arbeit eingesetzt wurden. Hier spielte der leichtfuttrige Hengst 7 Misko (ein Tarpantyp) eine  herausragende Rolle. Neben dem Hengst Misko wurden  Barut und Agram (Agan) eingesetzt, um den planmäßige Zuchtaufbau zu stabilisieren.

Bis in die 1980er Jahre herrschte meist ein dunkelbraunes, häufig schwarzes Pony bzw. Kleinpferd von gut 130 cm Stockmaß und ca. 300 bis 350 kg. Gewicht vor, obwohl schon damals größere und schwerere Pferde angestrebt wurden.

Neben der mausgrauen Farbe des Tarpan, die immer wieder vorkommt, ist die rötlichbraune Farbe des Przewalski-Pferdes sehr häufig anzutreffen, obwohl neueste DNA-Untersuchungen gezeigt haben, dass das Przewalski-Pferd gar kein Urpferd, sondern ein verwildertes, ehemals freigelassenes domestiziertes „Haus“-Pferd war.  Zu diesen beiden Urtypen gesellte sich noch ein Zwergtyp von 125 cm Widerristhöhe, der im ehemaligen bosnischen Gebirgsgestüt vorkam.

Weil das Bosnische Gebirgspferd sehr urwüchsig und genügsam ist und einen ausgeprägten Wildpferdecharakter hat, läßt es sich relativ einfach und unkompliziert halten und pflegen. Es sollte kein Problem sein, das Pferd ganzjährig draußen zu halten. Eine Unterbringung in einer Box entspricht nicht seiner  robusten Gesundheit.

Zum Einsatz kommt das Bosnische Gebirgspferd vor allem als zuverlässiges Wanderreit- auch als Transport- und Lastpferd, Distanz- und Freizeitpferd. Auch Kutschfahrten, Ein- und Zweispänner machen sowohl Pferd und Fahrer große Freude.

Im ehemaligen Jugoslawien war es bis in die 1980er Jahre üblich, Distanzritte zu veranstalten: 288 km in 30 Stunden oder Tragleistungsprüfungen mit einer Traglast von 79 kg auf einer Strecke von 45 km in 2 Stunden  und nur einer Pause von fünf Minuten waren die Norm.

Die wohl herausragendste Distanzsportleistung war der Distanzritt anlässlich des 300jährigen Bestehens des Gestütes Lipizza, der mit ähnlichen Distanzritten in Asien und Amerika verglichen werden kann. Von einem geringen Gewichtsverlust abgesehen, absolvierten zwei Bosniakenstuten unter erwachsenen Reitern die 710 km lange Strecke von Borike nach Lipizza in neun Tagen ohne sonstige gesundheitliche Nachteile für die Pferde.

Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann 1945 der Wiederaufbau in Borike. Zunächst wurden Araber dorthin geholt, ab 1947 dann einige Bosnische Gebirgspferde, die zuvor auf dem „Nationalgestüt Sarajevo“ standen. Bis 2013 war Borike ein Ort der Erhaltung und Verbesserung der Bosniakenrasse.

Nach Gründung eines Bosniakengestütes  in Sarajevo entwickelten die Behörden verschiedene Möglichkeiten, die gewünschten Eigenschaften der Rasse zu prüfen und weiter zu entwickeln. Deshalb veranstaltete die Landwirtschaftliche Gesellschaft  ab Herbst 1932 Ausdauerrennen auf unbekanntem Gelände. Darunter waren Strecken von 42 Kilometern, davon die Hälfte auf ebenen  und die andere Hälfte auf schadhaften Straßen.  Alle Teilnehmer erreichten das Ziel,  und am nächsten Tag waren alle Pferde bei guter Gesundheit und konnten die normalen Arbeiten ihrer Besitzer verrichten.

Der Zerfall Jugoslawiens machte eine planvolle Zucht an dem Bosnischen Gebirgspferd unmöglich, das Interesse ging zurück.

Der Bürgerkrieg reduzierte die Pferdezahl nach 1990 nochmals erheblich. Die größte Zerstörung des  Landes fand in Bosnien statt. Teilweise floh die Bevölkerung und ließ Haus, Hof und die Tiere zurück. Ein Fall wird wie folgt beschrieben. Auf der Straße nach Sarajevo wurden frei laufende Pferde gesichtet, die bis heute dort herumlaufen sollen. Eine Familie in dem großen Einzugsgebiet dieser Pferdegruppe  hat vor allem im Winter in einem großzügigen Kreis um ihr Haus herum Salz gestreut, was die Pferde gierig aufnahmen.

 

Um die Erhaltung und Zukunft des bosnischen Gebirgspferdes zu sichern, wurde die Internationale Vereinigung der Züchter des Bosnischen Gebirgspferdes  im Jahre 2010 gegründet.. In den letzten Jahren werden Versuche unternommen, das Interesse an der Zucht von Bosnischen Gebirgspferden  durch die Vereinigung und unter der Mitarbeit einiger Enthusiasten und Liebhaber von BBK zu stärken.

Die Zukunft der BBK ist eng mit der Zukunft von Bosnien und Herzegowina verbunden. Die Beharrlichkeit und Bemühungen von Einzelpersonen, wie Prof. Dr. Friedrich Hainbuch, der mir sein Buch über das Bosnische Gebirgspferd dankenswerterweise überließ, erhalten  im Moment wenigstens die Reste der einst riesigen und wichtigsten Pferderassenpopulation auf dem Balkan. Die Rasse wurde trotz der Versuche, sie besonders  mit Arabern zu veredeln,  in ihrer mehr oder weniger ursprünglichen Form erhalten .

Das jetzt private  Gestüt Borike existiert eigentlich nicht mehr, die Pferde  interessieren den jetzigen Besitzer überhaupt nicht mehr, und somit ist die Erhaltung und Förderung der BBK Zucht nicht mehr sichergestellt, da eine kritische Mindestgrenze in der Zucht schon unterschritten wurde.

In den letzten zwei Jahren gab es kaum eine Kennzeichnung  durch einen Brand oder Chipieren. Es ist schon passiert, dass bei Fohlen, die nach dem Absetzen von den Stuten verkauft worden sind, die Eltern nicht bekannt waren, also waren sie für eine reinrassige Fortführung der Zucht nicht geeignet.

 

Die genaue Anzahl der  Pferde im BBK-Typ ist nicht bekannt, da die Pferdezucht in Bosnien und Herzegowina nicht mehr organisiert ist.

Die Anzahl der reinrassigen BBK ist Besorgnis erregend klein. Alle  genannten „Gestüte“ und Zuchtzentren zusammen haben etwa 150 BBK aller Kategorien, davon ca. 100 Zuchtstuten und 15 Hengste. Diese Anzahl wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Ljubljana und der Internationalen Züchtervereinigung des BBK  mit Sitz ebendort gentechnisch analysiert und katalogisiert, so dass es in der Zukunft wenigstens möglich sein wird, Abstammungen zweifelsfrei nachweisen zu können.

Ferner gibt es bei den individuellen Züchtern oder Besitzern in Bosnien und Herzegowina, Slowenien, Kroatien, Serbien und Deutschland noch ca. 40 reinrassige BBK aller Kategorien, davon 25 Stuten und 15 Hengste, also insgesamt etwa 190 BBK der reinen Rasse.

Am Ende muss mit Sorge festgestellt werden, dass das Bosnische Gebirgspferd extrem vom Aussterben und endgültigen Verschwinden von diesem Globus bedroht ist. Das gilt es, so Prof. Dr. Hainbuch, in der nahen Zukunft zu verhindern. Prof. Dr. Hainbuch ist nicht nur Gründer der gemeinnützigen Gesellschaft der Freunde, Förderer und Züchter des Bosnischen Pferdes e.V. und 1. Vorsitzender, er züchtet zudem zusammen mit seiner Frau die einzigartige BBK Rasse.

Eine ebenso weitreichende Bedeutung hat die internationale Züchtervereinigung mit Sitz in Slowenien.

 

Zuchtbemühungen in Deutschland

Import von zwei originalen Bosnischen Gebirgspferden

Am 5. Dezember 2014 war es endlich soweit: Anton Dolinšek aus Podkum, Nähe Ljubljana, startete am frühen Morgen mit den beiden reinrassigen und „richtig echten“ Vertreterinnen des Bosnischen Gebirgspferdes Morina (tragend) und Mruksa.

In den davor liegenden Wochen gab es noch einige Probleme mit den Papieren, mit der Transportgenehmigung (mit lebenden Tieren), aber dann war alles geklärt. So traf dann der Pferdetrans- porter wohlbehalten am Abend gegen 19:00 bei Tanja Trefz, Backnang, ein. Sie wird nun die Mutterstute als „Vereinspferd“ in der Zukunft betreuen. Gleichzeitig übernimmt sie noch bis zum Frühjahr 2015 die Betreuung von Mruksa.

Somit ist es zum ersten Mal gelungen, mit teilweise großzügigen Spenden und dem Mitwirken des Vereins eine derartige Rettungsaktion auch in die Tat umzusetzen.

Bei Tanja Trefz kamen die beiden erstmal für sich auf eine Koppel, auf der sie sich in den nächsten Wochen einleben sollten.

Zwischenzeitlich berichtet Tanja: „Morina und Mrkusa haben sich soweit gut zurecht gefunden. Jedoch klappt das Führen und Anfassen noch nicht so selbstverständlich, wie ich das von meinen Pferden gewöhnt ist. Aber die beiden sind sehr nervenstark und

schauen sich alles Neue interessiert und ohne Aufgeregtheit an. Aufgrund der Wettersituation habe ich die Stuten jetzt doch am Stall gelassen. Morina gefällt es in ihrer Box, so dass sie morgens gar nicht raus will, auch legt sie sich immer wieder hin, da ihr Bauch schon recht groß ist.“

Die Geburt des ersten „Originalfohlens“ auf dem Bosniakenhof in Backnang-Steinbach verlief im März 2015 komplikationslos und gibt uns allen die Hoffnung, dass es uns gelingen wird, diese wertvolle Rasse zu erhalten.

Im Jahr 2019 werden bei Tanja Trefs sogar insgesamt 8 reinrassige Fohlen erwartet.

 

Aktueller Vorstand, gewählt am 4.5.2019:

1.Vorsitzender: Prof. Dr. Friedrich Hainbuch, Wachtberg

2.Vorsitzende: Ildiko Kren, Brüssel/Berlin

Schriftführerin/Geschäftsstelle: Petra Leckler, Wachtberg

Kassiererin: Sandra Pauken, Bonn

Vertreterin beim Bayerischen Zuchtverband BZVKS  : Tanja Trefs ,  Backnang