Bayerische Islandfohlentour 2020

Die bayerische Islandfohlentour, es war die 16. Ausgabe, fand heuer bei bestem Herbstwetter vom 9. bis 15. September statt. Diesmal hatten sich einige neue Betriebe um einen Besuch beworben, langjährige Ausrichter legten mal eine Pause ein.

Wie in all den Jahren zuvor wurde die Fohlentour wieder vom IPZB (= Verein der Islandpferdezüchter Bayern e.V.) und dem Bayerischen Zuchtverband für Kleinpferde und Spezialpferderassen e.V. ausgerichtet.

Dank der zeitnahen Erstellung der FEIF-ID Nummern für die Fohlen durch den Zuchtverband läuft die Meldung der Fohlen inzwischen nahezu ohne Probleme. So sind die Angaben über das jeweilige Fohlen und seine Abstammung bereits ins Rechenprogramm eingespielt und vor Ort müssen nur noch wenige Änderungen und Ergänzungen für die Erstellung der Urkunden vorgenommen werden. Barbara Lukas, Robert Lukas und Melanie Worbs wechselten sich während der Tour in der Rechenstelle und als Richterschreiber ab, so dass jeder beide Posten besetzen konnte. Inzwischen werden die Bewertungen der Fohlen direkt während der Prüfung digital erfasst, was aber nicht immer ganz störungsfrei funktioniert, so dass die Einzelnoten und Ergebnisse in der Rechenstelle noch kontrolliert und natürlich auch die Richtersprüche eingegeben werden müssen. Anschließend werden die Urkunden gedruckt und eine Vielzahl von Unterlagen kopiert für Züchter, Zuchtverband und diverse Abschlussberichte. Am Abend sind die Ergebnisse bereits im „LIVE-TICKER“ des IPZV-Dachverbandes anzuschauen. Ulli Reisinger kümmerte sich um alle anfallenden Sonderaufgaben und half dort aus, wo es gerade eng war. Die Arbeiten des Zuchtverbandes mussten auf Grund eines Krankheitsfalles unter vielen Händen aufgeteilt werden. Die Mitarbeiterin im Außendienst Sarah Kohl war an vier Tagen vor Ort. Sie setzte den Chip bei den Fohlen, zog die Haarproben für die Abstammungsüberprüfung, erhob die Daten und Beschreibungen für den Equidenpass und ergänzte, wo nötig, die Eintragung der Stuten in das jeweilige Stutbuch. Am ersten Tag in Wildflecken waren die Zuchtleiterin Beatrice Zimmermann und die Tierärztin Christine Wahl aus dem Betrieb ihres Vaters für die Registrierung und nachmittags für die Körung der Junghengste zuständig. An den anderen Tagen waren verschiedene Tierärzte vor Ort, unter anderem auch Maria Messana, Eva Lowak und Kristina Schiele aus dem Züchterkreis; dafür ein herzliches Dankeschön! Gerichtet hat in diesem Jahr wieder Barbara Frische. Sicher auch auf Grund der Corona-Situation waren die Termine heuer nicht so stark nachgefragt; die Qualität der Fohlen war jedoch in großen Teilen sehr erfreulich. Das ganze Farbspektrum beim Islandpferd war vertreten, wobei die beiden besten Fohlen und die Siegerstute der Basisprüfung alle Rappen waren.

Die Fohlenbewertung erfolgt nach dem Reglement der IPO, der Islandpferde-Prüfungsordnung.  Dabei werden die drei Teilaspekte verschieden gewichtet – das Exterieur mit 30%, das Interieur mit 20% und Gänge/Bewegung mit 50%. Der Züchter erhält für sein Fohlen einen Richtbogen mit vielen Einzelpunkten zu allen Teilaspekten und den drei genannten Teilnoten. Außerdem bekommt er eine Urkunde, die die Abstammung des Fohlens, die Teilnoten, die Gesamtnote und einen erläuternden Richterspruch enthält.

Ab der Gesamtnote 7,90 zeichnet der Zuchtverband ein Fohlen als Prämienfohlen aus, ab 8,10 erhält es den Titel Goldprämienfohlen. Bewertet wurden heuer 106 Fohlen, 61 Hengst- und 45 Stutfohlen. 8 Hengste und 8 Stuten erhielten den Titel Goldprämienfohlen, weitere 41 (29 He, 12 St) konnten als Prämienfohlen ausgezeichnet werden, damit waren insgesamt 57 Fohlen, das entspricht 54% in den Prämienrängen.

Poseidon vom Lipperthof

Das Kopf- an Kopf-Rennen zum Siegerfohlen der Tour war äußerst spannend: die beiden besten Fohlen, ein Hengst- und ein Stutfohlen, hatten ein fantastisches Endergebnis und unterschieden sich nur um 1 Hundertstel. Heuer hatte ein Hengst die Nase vorn: „Póseidon vom Lipperthof“ (Z: Uli Reber, Wurz) heißt der Sieger mit der Gesamtnote 8,34 (Ext. 8,2; Int. 8,4, Gänge 8,4). Der Sohn des „Moli frá Skriðu“ aus der „Primadonna vom Lipperthof“ erhielt den Richterspruch: „Ausnahme-Fohlen mit extrem guten Bewegungen und hervorragender Elastizität bei besonders guter Kombination von Trag- und Schubkraft und ganz viel Ausstrahlung“. Kurz noch zu Primadonna: sie stammt aus der in Wurz so erfolgreichen Familie der „Drottning vom Lipperthof“ und war 2016 mit 8,27 ebenfalls Siegerfohlen der Tour; Póseidon ist ihr erstes Fohlen.

Siegerin der Stutfohlen wurde mit 8,33 (Ext. 8,3; Int. 8,2; Gänge 8,4) „Hera von Ullersberg“ (Z: Eva Kurz, Ursensollen). Sie stammt von „Þróttur frá Hvalnesi“ und der „Hallveig frá Kjartanstöðum“. Beschrieben wurde sie: „Ausnahme-Fohlen mit hervorragendem Ausdruck, leichtfüßig bei hochweit akzentuierten Bewegungen, energischem Hinterhandeinsatz, fließenden Übergängen vom Trab zum Tölt, ganz hoher Tempofähigkeit, extrem schnellen Reaktionen, herausragend in Balance und Geschmeidigkeit.“ Auch kurz zu ihrer Mutter: Hallveig, inzwischen 23 Jahre alt, hat ihre FIZO-Prüfung 6-jährig in Island mit der Note 8,25 abgelegt und inzwischen 10 Nachkommen. Unter anderem war ihr heute dreijähriger Sohn „Hnokki vom Ullersberg“ 2017 mit 8,28 Reservesieger der Fohlentour.

34 Stuten wurden in der Basisprüfung, die mit denselben Noten und Gewichtungen berechnet wird wie die Prüfung der Fohlen, bewertet. Die Endnote dient dem Zuchtverband zur Eintragung in das entsprechende Zuchtbuch. An der Spitze stand mit der 8,19 gesamt (Ext. 8,1; Int. 8,3; Gänge 8,2) die 5-jährige „Edda frá Óskarshóli“ (V: Narri frá Vestri-Leirárgörðum), gezogen von Katrin Taylor-Sheehan und im Besitz von Laura Messana und Lisa Kreiner. Edda, wie oben angekündigt ebenfalls ein Rappe, erhielt den Richterspruch: „Typvolle, sehr gut aufgerichtete Fünfgangstute mit hohen, elastischen Bewegungen aus der Schulter und weit untergesetzter Hinterhand, die sehr gute Trag- und Schubkraft entwickelte, insgesamt gut balanciert und mit sehr viel kooperativem Temperament.“ Weitere sechs Stuten erreichten Endnoten über 8,0: die 4-jährige Fuchsstute „Glæsa vom Berghof“ 8,16 (Z: Thomas Glück, B: Tanja Bott), die 5-jährige Braune „Hofsá frá Ármóti“ 8,15 (Z: Ármótabúið ehf, B: Villi Einarsson), die 4-jährige „Lotta von Hagendorf“ 8,12 (Z.u.B: Susanna Dedecek), die 5-jährige, in Dänemark gezogene Fuchsstute „Tesla fra Bøgegården“ 8,10 (Z: Jåkub Madsen, Liselotte Chlemdorff, B: Charlotte Pänzinger, Magnus Neumann), die 3-jährige Fuchsschecke „Rauðhetta vom Kranzbach“ 8,07 (Z.u.B: Monika Kefer) und die 9-jährige Rappstute „Ófelia frá Holtsmúla 1“ 8,04 (Z: Úrvalshestar ehf, B: Ann Savage).

Im Rahmen der Fohlentour fand am Mittwoch, dem 9. September auf dem Gestüt Ziegelhof in Wildflecken eine IPO-Jungpferdeprüfung statt, die die Voraussetzung für die Körung von Islandhengsten ist. Hierfür sind zwei Richter nötig: mit Barbara Frische richtete Dieter Becker aus dem Saarland. (Noten und Gewichtungen sind wie bei der Fohlenprüfung). Zur Bewertung kamen zwei 3-jährige und ein 4-jähriger Junghengst. Die beiden 3-jährigen, beide aus der Zucht von Thomas Glück, Bad Brückenau, Oberbach wurden gekört: der Falbschimmelschecke „Blettur vom Berghof“ mit 8,05 (V: Alfari frá Votmúla 1, MV: Konna-Bleikur frá Flugumýri) und der Rappe „Naddur vom Berghof“ mit 7,80 (V: Alfari frá Votmúla 1, MV: Bergur vom Berghof).

 

Die Fahrtroute:

Mittwoch, 09.09. Wildflecken, Ziegelhof (15 Fohlen, 4 Basisprüfungen, 3 IPO-Jungpferdeprüfungen)

Donnerstag, 10.09. Spalt, Rezatgrund (6 Fohlen, 2 Basispr.) und Parsberg, Samainhof (3 Fohlen, 2 Basispr.)

Freitag, 11.09.  Lauterhofen, Grafenbuch (5 Fohlen, 6 Basispr.) und Ursensollen, Ullersberg (10 Fohlen, 2 Basispr.)

Samstag, 12.09. Weidenberg, Steinachtal (9 Fohlen) und Wurz, Lipperthof (22 Fohlen, 2 Basispr.)

Sonntag, 13.09. Traitsching, Hagendorf (6 Fohlen, 2 Basispr.) und Prien, Hofgut Siggenham (10 Fohlen, 6 Basispr.)

Montag 14.09. Hohenlinden, Am Törring (15 Fohlen, 8 Basispr.)

Dienstag, 15.09. Ustersbach, Panoramablick (5 Fohlen)

 

Ein herzliches Dankeschön an alle Hofbesitzer, die ihre Anlage für Sammeltermine zur Verfügung stellten. Jedem Züchter gratulieren wir an dieser Stelle zu seinem, seinen Fohlen und wünschen ihm für die weitere Aufzucht viel Glück.

 

Goldprämienfohlen – Hengste:

Póseidon vom Lipperthof, V: Moli frá Skriðu, Z.u.B: Uli Reber, Note: 8,34

Neisti vom Reschenbach, V: Nói frá Stóra-Hofi, Z.u.B: L. Messana, L. Kreiner, Note: 8,20

Hrimnir vom Eisbach, V: Loftfari vom Eisbach, Z.u.B: Silke Veith, Note 8,19

Náttdreki vom Lipperthof, V: Álfur frá Selfossi, Z.u.B: Uli Reber, Note: 8,19

Stáli vom Ullersberg, V: Hnokki vom Ullersberg, Z.u.B: Eva Kurz, Note: 8,17

Leonardó vom Lipperthof, V: Moli frá Skriðu, Z.u.B: Uli Reber, Note: 8,16

Stormur vom Ullersberg, V: Þróttur frá Hvalnesi, Z.u.B: Eva Kurz, Note: 8,14

Þórfinnur vom Lipperthof, V: Spóliant vom Lipperthof, Z.u.B: Uli Reber, Note: 8,10

 

Goldprämienfohlen – Stuten:

Hera vom Ullersberg, V: Þróttur frá Hvalnesi, Z.u.B: Eva Kurz, Note 8,33

Kylja von Hagenbuch, V: Spóliant vom Lipperthof, Z.u.B: Elke Handtmann, Note: 8,22

Lára vom Lipperthof, V: Moli frá Skriðu, Z.u.B: Uli Reber, Note: 8,20

Valentina von Ullersberg, V: Þróttur frá Hvalnesi, Z.u.B: Eva Kurz, Note: 8,20

Menglöð vom Lipperthof, V: Álfur frá Selfossi, Z.u.B: Uli Reber, Note: 8,18

Oktavía vom Aschauerhof, V: Óðinn vom Habichtswald, Z.u.B: F. Aschauer, Note: 8,12

Fjóla von Hammersdorf, V: Ljóri frá Hörgslandi, Z.u.B: Eva Menzinger, Villi Einarsson, Note: 8,12

Elja vom Lindenberg, V: Frákhör vom Lindenberg, Z.u.B: Walter Binder, Note: 8,10

 

Text: Julia Schlögel
Fotos: Islandpferdegestüt Lipperthof, Claudia Achilles

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